Von Träumen, Ängsten und der Realität

…und der Über-mich-Seite
…und der Über-mich-Seite
Vielleicht ist dir bereits aufgefallen, dass du auf meiner Website keine klassische Über-mich-Seite findest. Einer der Gründe dafür: Viele Menschen verbinden Über-mich-Seiten mit Langeweile. Das kann daran liegen, dass die Seiten selten wirklich interessante Informationen transportieren – deshalb erwarten die Leser Langeweile. Diese Langeweile ist andererseits auch fast vorprogrammiert: Nicht nur auf vielen Über-mich-Seiten, sondern auch in vielen Guides für einen „individuelle“ Über-mich-Text finden sich immer wieder die gleichen Strukturen. „Formuliere eine packende Headline, baue ein Bild von dir in den Text ein, erzähle eine Geschichte über dich. So baust du Vertrauen auf und bringst den Kunden dazu, Kontakt zu dir aufzunehmen.“ Vielleicht findest du deshalb keine Über-mich-Seite bei mir. Vielleicht fand ich aber auch einfach, dass diese Form der Vorstellung die perfekte Einleitung für einen Blog ist. Von einem Blog erwarten Leser in der Regel Inspiration, Wissen und Neues – entsprechend offen lesen sie auch die Beiträge.
Die Königsdisziplin des Texters – die Über-mich-Seite
Die Königsdisziplin des Texters – die Über-mich-Seite
Nicht nur für Selbstständige ohne Schreiberfahrung ist das Texten einer About-Me-Seite eine große Herausforderung. Auch für professionelle Texter gehört dieser Teil von Websites zur obersten Liga. Hier gilt es nicht nur, Lesern zu zeigen, wofür das Unternehmen steht, womit es sich identifiziert, sondern gleichzeitig den Bogen zum Nutzen für den Kunden und zum Angebot zu ziehen. In der Regel können Kunden mit der Information, dass ich schon als Kind „irgendwas mit Sprachen“ machen wollte, nicht viel anfangen. Sie haben keinen Nutzen dadurch.
Überzeugt sind sie eher durch konkrete Erfahrungen, Ausbildungen oder ein Studium. Ich habe Linguistik studiert, kenne mich deshalb mit Sprache an sich aus. Ich habe mich zur Suchmaschinenoptimierung schulen lassen und mittlerweile zahlreiche Kunden erfolgreich zu ihrer neuen authentischen Website oder zum interessanten, aber trotzdem SEO-optimierten Blog betreut. Und hier kommt sie, die Langeweile. Rein fachlich sollten wir die Über-mich-Seite also auch nicht erstellen.
Gehören die eigenen Träume und Ängste auf die Über-mich-Seite?
Gehören die eigenen Träume und Ängste auf die Über-mich-Seite?
Besonders interessant sind oft die Über-mich-Seiten von Textern selbst. Immer wieder sehe ich hier kreative Ideen, die Seite persönlicher zu gestalten und gegen ihren verstaubten Ruf anzukämpfen: Lieblingswörter, Lieblingsorte oder das Lieblingsrezept sind in unserer Branche sicherlich gute Möglichkeiten, eine Beziehung zum Leser aufzubauen. Ganz nebenbei: Meine absoluten Lieblingsworte sind übrigens Tohuwabohu und Knalltüte.
Neulich hat mich aber ein Kunde gefragt:
Gehören die nicht auf meine Über-mich-Seite? Oder schreckt das Kunden ab? Meine Antwort darauf war ganz businesslike: Es kommt darauf an. Damit konnte mein Kunde natürlich nicht viel anfangen. Also musste ich mir eine Erklärung überlegen und bin selbst ins Grübeln gekommen. Was ist, wenn Leser auf meinem Blog oder auch auf der Über-mich-Seite erfahren, welche Träume ich habe? Was, wenn sie von meinem Wunsch erfahren, meinen Beruf nicht als Arbeit anzusehen, sondern ihn mit meinem Leben in Einklang zu bringen – im Moment also Zeit für kreative Projekte zu nehmen. Wie für dieses coole Bild mit Blättern aus dem Wald, das ich bei Pinterest gesehen habe. Und in ein paar Jahren neben meinen Kunden auch Zeit für meine eigenen Kinder im bis dahin hoffentlich existierenden Eigenheim zu haben? Sind sie davon abgeschreckt?
Und was passiert erst, wenn sie etwas von meinen Ängsten erfahren? Wenn sie herausfinden, dass ich immer wieder an mir zweifle, mich frage, ob meine Leistungen wirklich gut genug sind – oder dass ich Marketingbegriffe teilweise googeln muss und mich immer wieder frage, ob man „etwas Neues“ jetzt wirklich großschreibt. Genau das habe ich meinem Kunden als Antwort gegeben und ihm gesagt, dass er dafür vor allem eines braucht: Mut. In den allermeisten Fällen, schätze ich, werden seine Kunden auf seine Träume und Ängste genauso reagieren wie er auf meine: mit Respekt, Sympathie und vielleicht einem „Danke“ für die Offenheit. Er ist in seiner Arbeit nicht weniger kompetent, nur weil er mittwochs lieber segeln geht, anstatt zu arbeiten. Oder weil er jedes Mal aufs Neue Respekt vor Erstgesprächen mit Neukunden oder dem Briefing hat. Er ist dadurch jedoch vor allem eines: authentisch.
Mein Tipp für dich: Sei authentisch und erzwinge deine Über-mich-Seite nicht
Mein Tipp für dich: Sei authentisch und erzwinge deine Über-mich-Seite nicht
Du siehst ja: Ich selbst habe mich vor meiner Über-mich-Seite gedrückt. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich ständig das Gefühl hätte, dass sie nicht perfekt ist. Denn das kann sie auch nicht werden – genauso wenig wie wir Menschen. Niemand ist perfekt – und erst recht nicht eine Über-mich-Seite. Wenn du jetzt also wirklich nicht darum herumkommst, eine Über-mich-Seite zu schreiben, möchte ich dir ein Adjektiv mit auf den Weg geben: authentisch. Das sollte deine About-Seite sein. Die Kunst ist es, diese Authentizität so zu verpacken, dass deine Zielgruppe sich von ihr angesprochen fühlt. Denn das ist die Realität: Deine Kunden möchten auf jeder deiner Webseiten einen Mehrwert sehen. Wenn sie dich dabei kennenlernen können, ist das für die meisten Nice-to-Have, aber nicht verpflichtend. Du musst deine persönlichen Infos nur gekonnt verpacken – zum Beispiel in einem Blogbeitrag mit Tipps zur Über-mich-Seite, in dem du deinen Kunden etwas über dich erzählst.